Äolsharfe bauen II

 
 

Man braucht:


Vier Schraubzwingen

Eine Feinsäge

Schleifklotz und Schleifpapier

Bohrmaschine mit Lochsägenvorsatz

Gehrungssäge

Werkzeug:

Material:

Sperrholz 80*100 cm, 4mm oder 6mm stark

Holzleiste 10 mm stark

Holzleiste Vierkant 2,5*2,5 cm

Holzleiste 20 mm*4 mm für die Stege

Weißleim

Holzlack und Beize

10 Cembalostimmwirbel 5 mm (Ebay)

1 Cembalostimmschlüssel 5 mm (Ebay)

7 Konzertgitarren G-Saiten (zwei in Reserve)

Bauanleitung

Eine Zeichnung mit den exakten Maßen finden Sie hier.
Die Seitenansicht mit den Maßen für den Windtrichter 

Die Äolsharfe Melhop funktioniert nur mit einem guten Windtrichter. Um diesen zu bauen, muss man in der Lage sein, über einen Meter päzise Gehrungsschnitte auszuführen. Dazu benötigt man mindestens eine gute Tischkreissäge. Versuche mit der Stichsäge aus dem Baumarkt enden meist kläglich. Darum ist es besser, den Holzzuschnitt durch einen Schreiner machen zu lassen.


Wie bei der einfachen Harfe von Kircher beginnen wir mit dem Aufbau des Resonanzkörpers:

Zuerst werden die drei rückwärtigen Schalllöcher gebohrt. Anschließend die Seitenteile auf den Resonanzboden geleimt. Es folgen die Voderseiten und die Rückseite mit den drei Resonanzlöchern, die ebenfalls mit dem Resonanzboden und den Seitenteilen verleimt werden. Nicht vergessen, die 2,5*2,5 cm Holzleisten einzuziehen, in die die Löcher für die Stimmwirbel gebohrt werden. Anschließend wird der Resonanzdeckel aufgeleimt.

Jetzt werden die Stege zugechtgeschnitten und an der Oberseiten schön rund geschmiergelt. An der Stegunterseite dünn den Weissleim auftragen und mit zwei Schraubzwingen fest auf dem Korpus verleimen. (Die Verbindung muss wirklich gut sein, weil auf die Stege viel Kraft einwirkt)


Die Montage des Windtrichters ist etwas kniffelig. Am besten funktioniert es, wenn man die obenliegenden Bretter des Windtrichters vor der Verleimung an der Rückseite mit starkem Klebeband zusammenzukleben und anschließend den Leim in die Gehrungsfuge zu geben. (Wenig Leim ist besser als viel Leim, da er sonst aus der Fuge quillt und das Holz verschmiert, was bei der Oberflächenbehandlung stört)

Noch bevor der Leim abgebunden hat, werden die Seitenbrettchen des Windtrichters angeleimt und der komplette Trichter mit Schraubzwingen auf dem Korpus fixiert. Jetzt kann man noch ein wenig nachjustieren. 

Damit die Harfe richtig edel aussieht, verpassen wir ihr eine anspruchsvollere Oberfläche:

Abschleifen mit 120ger, 180ger und 240ger Körnung
Harfe wässern, also komplett nass machen. 
Geduldig warten, bis sie komplett getrocknet ist. Durch das Wässern richten sich verbliebene Holzfasern auf, die erneut mit 240ger (!) Körnung abgeschliffen werden. Jetzt fühlt sich das Holz richtig glatt an.

Harfe mit der Lieblings Holzfarbe beizen. Die beize gleichmäßig mit dem Pinsel erst mit der Maserung, dann quer zur Maserung, dann wieder mit der Maserung streichen. Auch hier ist es ratsam, den Vorgang an einem Testbrett zu üben.

Wenn die Beize vollständig getrocknet ist, wird die Harfe mit Matt- oder Glanzlack lackiert. 

Warten, bis der Lack vollständig getrocknet ist. (Ein Tag, besser zwei, egal was auf der Lackdose steht)

Harfe erneut mit 240ger Körnung abschleifen, penibel säubern und erneut lack auftragen. Wieder warten, bis die der Lack vollständig ausgetrocknet ist. 

Jetzt hat man ein Instrument mit einer wundervoll schimmernden Oberfläche.

In die Seitenbrettchen des Windtrichters werden an der Unterseiten zwei Löcher gebohrt, in die 4 mm Holzdübel geleimt werden. Diese müssen genau in zwei Löcher passen, die mann an die Seiten des Resonanzkorpus bohrt (frickelig)

Anbringen der Stimmwirbel:

(Nichts nervt mehr, als sich die Harfe, in die man jetzt bereits ein paar Tage Arbeit gesteckt hat, durch schlampige Bohrungen, bei denen das Holz an den Bohrlöchern splittert, zu ruinieren. Noch einmal: Wenn die Bohrungen einen Millimeter zu groß sind, weil der Bohrer im Bohrloch herumgeeiert hat, halten die Stimmwirbel nicht ordentlich, und man kann das Projekt vergessen.

Die beste Methode: 

Man fertigt sich mit Millimeterpapier eine Schablone und markiert mit einem Dorn die exakten Bohrpunkte. Anschließend bittet man einen Schreiner seines Vertrauens, mit einer professionellen Standbohrmaschine 2 mal fünf Löcher mit einem Durchmesser von genau 4,5 Millimetern zu bohren. (Ein Schreiner kann das, ohne dass das Holz splittert)

Die zweitbeste Methode:

Die Fläche, in die gebohrt werden soll, wird mit Klebeband abgeklebt. Anschließend mit der Schablone und dem Dorn die Bohrlöcher markieren.

Jedes Loch zuerst mit 2 Millimetern bohren, dann mit 2,5, 3, 3,5, 4, und endlich mit 4,5 Millimetern. So kann man sicher sein, dass das Holz nicht spleist. 

Mit dem Stimmschlüssel werden die Wirbel so weit eingedreht, dass noch ein guter halber Zentimeter Gewinde herausschaut. 

Machen Sie am äußersten Ende der Saiten einen einfachen Knoten

Fädeln Sie die Saite an einem Stimmwirbel ein und ziehen Sie sie ganz hindurch

Kürzen Sie die Saite so, dass sie 7 cm länger ist als der Abstand zwischen den gegenüberliegenden Stimmwirbeln

Fädeln Sie die Saite durch das Loch im gegenüberliegenden Stimmwirbel ein, so dass sie ca. 1 cm herausschaut

Jetzt die Saite am Stimmwirbel gut festhalten und langsam mit dem Stimmschlüssel spannen (ist frickelig, wenn man es noch nie gemacht hat)

Vorgang für die anderen Saiten wiederholen

FERTIG

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Tipps

 

Rekonstruktion einer Äolsharfe nach Wilhelm Melhop ohne und mit aufgesetztem Windtrichter:

Der Korpus ist deutlich länger, dadurch klingt sie ca. eine Quint tiefer und springt wesentlich (!) leichter ein. Sie klingt bereits bei geringem Wind. Der Klang wird als wärmer und nuancenreicher empfunden. Melhops Geniestreich bestand in der Konstruktion eines leicht asymmetrischen Deckels. Der vordere Wind fang bewirkt eine Luftverdichtung. Weil der Deckel sich nach hinten hin leicht weitet, wird die Luftverdichtung zum Windaustrittsende hin schwächer. Das heißt, das jede Saite mit leicht unterschiedlicher Windströmung angesprochen wird. Dadurch werden bei jeder Saite unterschiedliche Partialtöne angeregt. Deshalb kann die Melhop-Harfe bei leichten Windänderungen unterschiedliche Klangfarben erzeugen.

Neulinge überschätzen oft die Bedeutung der Maße: Es kommt auf ein paar Zentimeter nicht an. Bei der Formgebung kann man seinen Bedürfnissen weitgehend freien Lauf lassen. Es ist ziemlich gleichgültig, ob man auf der Rückseite drei kleine Schallöcher anbringt oder ein großes im Resonanzdeckel macht.


Auch kleinere Macken in der Holzbearbeitung beeinflussen den Klang kaum.


Es ist aber wichtig, dass die Stimmwirbel gut eingepasst sind und sich mit mäßigem Kraftaufwand drehen lassen. Es darf nicht „eiern“, aber man darf auch nicht würgen müssen.


Wesentlich ist auch eine gleichmäßige Abrundung der Stege. Wenn man als Steg einfach eine Vierkantleiste ohne Rundung verwendet. schnarren die Saiten, und alle Äolsharfenmagie ist dahin.


Die Resultate werden erheblich besser, wenn man das Holz beim Schreiner zuschneiden lässt. Auch bei der Auswahl des Holzes (ohne Astlöcher) hat er meist das bessere Händchen.


Dünnes Holz (4 mm) klingt besser als dickes Holz (>8 mm). Der Resonanzkörper soll sich eher anfühlen wie eine Gitarre und nicht wie eine Tischplatte.


Der Windtrichter verzieht sich leicht, wenn man zu dünnes Holz verwendet. Darum: Windtrichter aus 8 mm dickem Holz bauen, den Resonanzboden

aus 4 mm Holz


Der Deckel soll mit Holzdübeln auf dem Resonanzboden halten. Mit einem leichten Ruck muss man ihn wieder entfernen können. Auch hier empfiehlt es sich, die Dübelverbindung an zwei alten Brettern ein paar mal zu üben.